(Wie schon an der langen Pause ersichtlich: Eigentlich kotzt mich das Thema an. Aber wer A sagt …)
Kaum amüsiert man sich über Höckes hohle Parolen (weil Ernstnehmen keine psychisch zuträgliche Option ist), kommen AfD-Versteher wie der mutmaßliche Pegida-Spaziergänger unten im Bild und ermahnen einen onkelhaft: Man müsse doch die Sorgen und Ängste der Wir-sind-das-Volksverhetzer ernst nehmen. Muss man das? Nein.
2. Angst
Bekanntlich neben Neid der Deutschen liebstes Hobby. Angst vor Chlorhühnchen, Reptiloiden, Asylbewerbern und am besten noch vor verchlorten reptiloiden Asylbewerbern? Wie muss man sich das vorstellen?
Da klappern ausreichend versorgte Menschen in einem der sichersten und reichsten Länder der Erde vermutlich ganztägig Facebook ab und fragen sich, wovor sie denn heute mal gehörig Angst haben könnten. Sie warten offenbar nur darauf, dass sich irgendein Nazi-Funktionär endlich wieder Horrormärchen über eine vergewaltigte Zwölfjährige aus den Fingern saugt, damit sie diese ‚Wahrheit‘ verinnerlichen, liken und teilen können. Und sowas soll man ernst nehmen?
Nein, ich kann dieses Gesülze über ach so bedauernswerte, vor Angst schlotternde Deutsche nicht mehr hören / lesen – schon weil genau diese empathielosen Subjekte gar zu gern andere Menschen verhöhnen, die aus Angst vor Bomben, MG-Garben und IS-Halsabschneidern aus ihren Ländern flüchten anstatt dort den Heldentod zu sterben! Ja geht’s denn noch?
Ach so, ich sollte ja „sachlich“ bleiben. Okay: Angst ist per se unsachlich; Angst ist eine Emotion. Diese kann allerdings sachlich begründet sein oder eben nicht.
Für die Angst vor Flüchtlingen gilt letzteres. Es gibt keine Statistik über erhöhte Kriminalität im Umfeld von Asylbewerberunterkünften. Das BIP steigt aufgrund der ‚Versorgungsindustrie‘ schon jetzt leicht an, obwohl die Flüchtlinge dieses Jahres noch nicht mal arbeiten dürfen. Von den 25 Mrd. Bundeshaushaltsüberschuss im 1. Halbjahr 2015 werden bis Jahresende ca. 10 Mrd. für Flüchtlinge ausgegeben worden sein. Noch Fragen?
Berechtigt eine selbstsuggerierte Angst dazu, Flüchtlingen oder Politikern den Tod zu wünschen und deren Menschenwürde in den Schmutz zu ziehen? Berechtigt Angst überhaupt zu irgendetwas? Darf ich z.B. morgen eine Bank überfallen, weil ich Angst vor Armut habe? Wohl kaum.
Ja aber … erzeugt nicht die Angst vor der „Invasion“ durch „völkisch Fremde“ erst den unverhohlenen Rassismus von Pegidioten und sonstigen NAfDzis?
HALLO? Umgekehrt wird ein Schuh draus: Wer sich vor Menschen fürchtet, nur weil die eine andere Hautfarbe, Sprache und Kultur besitzen, ist Rassist! Angst ist lediglich eine Folgeerscheinung dieses ewiggestrigen und ewig unheilvollen Menschenbildes, keine Entschuldigung für irgendetwas, sondern schlicht selbst eingebrockt.
Meine These:
Diese German angst ist einfach nur „spätrömisch-dekadent“; insofern hatte unser ehemaliger Außenminister-Darsteller völlig recht. Uns geht’s zu gut! Weil hier niemand wirklich Angst haben muss zu verhungern, zu verdursten, zu erfrieren, Pandemien, Folter oder religiösen Fanatikern zum Opfer zu fallen, werden eben Ersatzängste erfunden, weil der bundesdeutsche Mensch anscheinend ohne Angst nicht leben kann.
Interessanter Vergleich aus der Biologie: Nachdem deutsche Haushalte mittels Meister Domestos & Co. weitgehend keimfrei geschrubbt wurden, erfand das Immunsystem vieler Menschen ‚aus Langeweile‘ irgendwelche Bedrohungen – aka Allergien. Und da soll man Verständnis für die absurde Fiktion einer ‚völkischen Keimfreiheit‘ haben? Och nöö!
Wer im Glashaus sitzt … (1):
Kann man Empathie in Bezug auf Flüchtlinge fordern, wenn man selbst keinerlei Mitleid mit „ängstlichen, besorgten Bürgern“ hat? Ja. Ich halte mich sogar für überdurchschnittlich empathisch: Mir tat selbst der kleine Pluto, eine tote Gesteinskugel am Rande unseres Sonnensystems, leid, als er zum Zwergplaneten degradiert wurde. Die Geschichte vom sechsjährigen Flüchtlingsmädchen, das sich mit seinem zweijährigen Bruder allein durchschlagen musste, nachdem die Eltern ertrunken waren, hat mir die Tränen in die Augen getrieben. Aber irgendwann ist auch mal Schluss mit Empathie – und zwar genau dann, wenn das potenzielle Empathie-Objekt diese zutiefst menschliche Eigenschaft nicht nur selber vermissen lässt, sondern sich auch noch darüber lustig macht („Gutmensch“) sowie sichtlich stolz auf seine Menschenverachtung das Netz damit vollmüllt.
Wer im Glashaus sitzt … (2):
Lebe ich selbst völlig angstfrei? Nein. Weitgehend, aber nicht völlig. Den ganzen letzten Winter hatte ich aufgrund einer Intrige einer gemeinsamen Bekannten Angst, eine sehr liebe Freundin zu verlieren. Und auch jetzt habe ich Angst – aber doch nicht vor harmlosen Flüchtlingen!
Mehr dazu im … => letzten Teil.
German Angst ??? – bitte schauen Sie sich in Europa um.
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OK, in puncto ‚Angst vor Flüchtlingen‘ sind die Deutschen ausnahmsweise mal nicht Weltmeister (allerdings haben z.B. xenophobe Polen und Ungarn auch einen anderen historischen Background). Das ändert aber nichts am allgemeinen Phänomen und nichts daran, dass von ‚interessierter rechter Seite‘ zumindest die Angst-Champions League angestrebt wird.
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