Ein Kommentar von Michel Abdollahi
Renate Künast hat sich neulich Hasskommentaren gestellt. Sie hat die Leute, die sie im Internet wüst, obszön und sehr hässlich beschimpft haben, besucht. Das Ergebnis war für viele überraschend. Die Leute haben sich nämlich geschämt, als Renate Künast sie mit ihren Kommentaren konfrontierte, als sie ihnen die widerlichen Worte selbst vorlas, als der Familienvater aus gutbürgerlichen Verhältnissen sich bewusst wurde, was er getan hatte. Das passiert oft.
Je wüster Leute schimpfen, desto freundlicher schreibe ich zurück, und dann sind Verwunderung und Scham oft groß: „Sie haben das wirklich gelesen? Ich dachte, das kommt gar nicht bei ihnen an. Das ist mir jetzt aber unangenehm. So habe ich das gar nicht gemeint. Ich habe auch gar nichts gegen Sie, ganz im Gegenteil, usw. usw.“ Das Phänomen scheint neu, ist es aber nicht. Schon Harald Schmidt besuchte in den 80ern Menschen, die ihn in Leserbriefen übelst beschimpften…