[Musik] Die Hymne

Zum Jahresausklang als Kontrastprogramm zur wundervollen Lina Sleibi ein Prunkstück doitsch-kultureller Kultur in Reinkultur, das es gegen die Invasion fremdländischen Musik-Tands (sog. Tandsmusik) zu verteidigen gilt:
Die PEGIDA-Hymne: https://www.YouMeToo.com/watch?v=2cvsQ1S2M68 …
(sorry, weiß auch nicht, warum die WP-Software dauernd den Link zerschießt …).

Update 05.01.16: Offensichtlich ist Pegida das Machwerk mittlerweile so peinlich, dass es bei Amazon und teilweise auf YouTube gelöscht wurde. Aber das Netz vergisst nichts. Der o.a. Link ist mit ‚geringfügigen Modifikationen‘ aktuell.

Die Musik

Leider werden die Komponisten dieses musikhistorisch (wenn auch nach unten) herausragenden Epos‘ nicht genannt. Ich tippe mal auf die legendäre Hitschmiede Chatzimarkakis§Guttenberg§Schavan, die doitsche Antwort auf Holland–Dozier–Holland oder auch Stock Aitken Waterman.
Eine Ähnlichkeit mit oder gar eine schlechte Kopie von Vangelis‘ Conquest of Paradise liegt hier jedenfalls eindeutig überhaupt rein gar nicht im Entferntesten vor. Geringfügige Kongruenzen in Arrangement, Tempo und Metrik sind allenfalls im sog. Bohlen’schen Gesetz begründet, nach dem ein und dasselbe Stück unter Dutzenden verschiedener Namen vermarktbar sein muss.

Die Lyrics

Der literaturnobelpreisverdächtige Text eröffnet einerseits ungeahnte Interpretationsspielräume, spiegelt andererseits jedoch die klaren, präzisen Gedankengänge im Hirn eines aufrechten Patridioten in nie zuvor erfahrener Direktheit wider.

Hmmm … hmmm … hmmm  …

Man lasse sich nicht täuschen: Die Spontan-Assoziation eines Hummelflugs unter Tranquillizer in der Weite einer rassistischen Hohlbirne ist grundfalsch! Vielmehr ist dies die hohe Kunst des Songwritings: mit wenigen Lauten viel Lautes sagen – und vor allem etwas, das der durchschnittliche Spaziergänger im Ggs. zum Nationalhymnen-Text auch memorieren kann!  Ansonsten kann ich mich inhaltsanalytisch nur Loriot anschließen:

Das ist feiiin beob-achtet!


La-la-la-la-la la-la-la …

Eine nicht zu unterschätzende Aussage, ergibt doch die linguistische Analyse, dass hier in bekannt weltmännischer Pegida-Manier die weiblichen bestimmten Artikel gleich dreier Fremdsprachen (Franz., Span., Ital.) rhythmisch virtous rezitiert werden. Multikulti par excellence! BRAVO!

Der Titel

Peggy Sounds – Gemeinsam sind wir stark! (Die Pegida Hymne)

Dies ist einerseits irreführend: Die mutmaßliche amerikanische Schlagersängerin Peggy Sounds, also wohl die Tochter von Peggy March, singt in diesem Song allenfalls Background. Alles andere wäre auch eher undoitsch.
Raffiniert hingegen mutet die folgende spielerische Verballhornung der Selbstbeschreibung „Gemeinsam sind wir unausstehlich!“ an. Es folgt in Klammern ein zusammengesetztes Substantiv mit ‚Deppen Leer Zeichen‘ – sicherlich ein Mahnmal gegen die anglistische Überfremdung der doitschen Sprache.

Aber „Hymne“? Ist das nicht griechisch? Nun ja, auch ein Vangelis ist schließlich hellenischer Herkunft, und der Grieche an sich – i.d.R. ja kein Muselmann – gehört notfalls schon noch zu den Vorposten des Abendlandes, wenn er nicht gerade Geld von uns will. Erfunden hat er das aber nicht! Jenes epochale Ereignis fand bekanntlich anno 2014 in Dresden statt!

Die Wirkung

Schon das vermeintliche Original hat bei mir zuverlässig Gähnanfälle ausgelöst. Das beruhigende Brummen der PegiDon-Kosaken unter der Leitung von L. Wladimirowitsch Bachmaninoff steigert diese wohltuende Wirkung in Unermessliche. Leider war der vorgesehene Solist Plagido Domino aufgrund präventiver Geschmacksselbstzensur verhindert, aber dies lin mindert die ästhetisch anästhesistische Wirkung nur unwesentlich:
Nach spätestens zehn Sekunden fallen einem die Augenlider mit guillotinesker Geschwindigkeit bis ungefähr aufs Kinn.
Warnung: Also bitte nicht am 31.12. um 23:59 reinhören!
En passant: Einen guten Rutsch sowie ein *gida-freies 2016! 🙂

Das Fazit

Ein soeben dem Mittelmeer entstiegener syrischer Flüchtling versprüht drölfmal mehr Lebensfreude als diese tranige ‚Hymne‘, jede finnische Death Metal-Band musiziert subtiler, eine Stalinorgel tönt harmonisch vielschichtiger, jedes einarmig Schlagzeug spielende Faultier generiert mehr Groove, und die Erzeugnisse chinesischer Produktpiraten weisen einen vergleichsweise hohen Originalitätsfaktor auf. Aber abgesehen davon … alle Achtung … also sonst so … ist diese ‚Hymne‘ eigentlich auch nur musikalischer Sondermüll.

Über Querdenkmaler

Berufe: Jurist, Musiker, IT-Berater. Hobbies: Web-Aktionismus (seit 1999), Musik, Geschichte, Linguistik, Strategiespiele.
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2 Antworten zu [Musik] Die Hymne

  1. AnnJ schreibt:

    Herrje, Sie sind aber auch was … kritisch. Bleiben Sie so! 🙂

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