Nach einer unfreiwilligen Pause wg. Arbeit & Hitze geht’s nun weiter mit den Helden der Zweiten Reihe. Schon mal was von Novecento gehört? Diese Band begann 1984, sehr scheußlichen Italo-Disco-Pop unters Volk zu streuen. Muss man also nicht kennen. Wohl aber die unter diesem Namen firmierende Familie Nicolosi, als da wären:
– Rossana N., eine ganz feine Bassistin, gleichermaßen geschmack- wie druckvoll,
– Dora N. (voc); OK, die ist eingeheiratet,
– Lino N. (g),
– Pino N. (p, keyb)
– Dino N. (dr) …
Moment mal! Den Dino gibt’s gar nicht! Da haben Mamma und Papà Nicolosi irgendwie das Gesetz der Serie nicht erkannt. Für findige Italiener jedoch kein Grund, die Schlagzeugknüppel ins Korn zu werfen. Man besorge sich einfach einen Dino aus Amerika, ein – nein – das Urgestein des Fusion Drumming namens – Billy Cobham. Und wenn der mit den Nicolosis musiziert, müssen die schon wirklich gut sein!
Lästermäuler könnten nun einwerfen:
‚Naja, Cobham ist zwar nach wie vor ein Wahnsinns-Schagzeuger, aber stilistisch so aus der Zeit gefallen, dass er froh sein kann, wenn überhaupt noch jemand mit ihm spielt.‘
Ähm … nein. Denn auch „another great Italian“ (Zappa) namens Brian Auger, der nun wirklich nicht über Beschäftigungsmangel zwischen Hollywood und Hannover klagen kann, orgelt regelmäßig bei Novecento. Ebenfalls oft zu Gast: die italo-australische Gitarristen-Version von Markus Maria Profitlich aka Frank Gambale. Und Chaka Khan, Al Jarreau, George Duke (RIP), John Scofield, Dennis Chambers, Jeff Berlin, Bob Mintzer, Dominic Miller …
Fazit: Die charts-orientierten Eigenkompositionen der Nicolosis sind bis heute trotz perfekter Produktion relativ ungenießbar. Wenn sie aber Fusion-Klassiker mit den alten Schlachtrössern des Genres spielen, wird ihr wahres Potenzial hörbar: Das ist instrumentalistisch wie soundtechnisch meisterhaft!
Hörtipps:
– Billy Cobham, Brian Auger & Novecento: Electric Man (ich ❤ diesen Bass!).
– Wie oben + Frank Gambale: Stratus (sogar mit bewegten Bildern 😉 ).