[Flüchtlinge] Wir schaffen das! Oder sie uns? (1)

Als ‚Mutti‘ vor einigen Monaten ungewohnt emotional ausrief: „Wir schaffen das!“, hätte ich sie am liebsten geknutscht. „Klar schaffen wir das!“, dachte ich.
Trotz des empathiebefreiten Packs in national befreiten Zonen (und leider nicht nur dort) besteht die große Mehrheit der Deutschen aus Menschen und auf Menschlichkeit. Hätte ich je das Bedürfnis, stolz auf Deutschland zu sein, dann wegen dieser vielen Millionen hilfsbereiter, uneigennütziger, sich aufopfernder Helfer!

Und finanziell? Ein Land mit einer schwarzen Null im Haushalt (und mehreren in der Regierung), das sich Hauptstadtflughafenattrappen (> 5 Mrd.), unterirdisch geplante Bahnhöfe (6,8 Mrd.) und Elbharmophobien (’nur‘ 789 Mio.) leisten kann, sollte 10 Mrd. (aka Peanuts) für Menschen in Not wohl aufbringen kön …

Moooment! Was ist noch mal der Grund für Kostenexplosionen und Zeitlupen-Realisierung bei eigentlich allen öffentlichen Bauprojekten? Doch nicht etwa organisatorische Unfähigkeit deutscher Behörden? Doch, natürlich! Amt ist mittlerweile ein Synonym für Scheitern. Bisher war so etwas ärgerlich, aber mit reichlich Galgenhumor irgendwie erträglich.

Mittlerweile jedoch ist es zutiefst beschämend, wie planlos, borniert, unflexibel und im Ergebnis zynisch-menschenverachtend Staatsdiener (?) mit den Flüchtlingen und indirekt auch den Helfern umgehen. Offenbar müssen viele Beamte Eigeninitiative und Eigenverantwortung immer noch im Fremdwörterbuch nachschlagen.
Damit sollte wohl klar sein: „Oder sie uns?“ in der Überschrift heißt keinesfalls: die Flüchtlinge. Sondern: deutsche Bürokraten! Schaffen sie uns wirklich?

Meine persönlichen Erfahrungen mit einer syrischen Familie und deren Schicksal möchte ich in => Teil 2 schildern. Die ‚Highlights‘ bundesdeutscher Flüchtlings-Bürokratie folgen in Teil 3.

Über Querdenkmaler

Berufe: Jurist, Musiker, IT-Berater. Hobbies: Web-Aktionismus (seit 1999), Musik, Geschichte, Linguistik, Strategiespiele.
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2 Antworten zu [Flüchtlinge] Wir schaffen das! Oder sie uns? (1)

  1. Beate schreibt:

    Leider kenne ich die angesprochene Problematik nur zu genau… 😦
    Wenn Ehrenamtliche ihre Zeit unentgeltlich zur Verfügung stellen, um (in meinem Fall) den örtlichen Behörden Arbeit abzunehmen, wird es sogar teilweise als Bedrohung wahr genommen und unterstellt, dass wir ihnen in ihr Handwerk pfuschen.
    Dass dabei die Menschen, die am meisten unsere Hilfe brauchen, teilweise auf der Strecke bleiben, nur weil es zu viel Aufwand war, mal kurz den Hörer in die Hand zu nehmen, um uns Bescheid zu geben, dass seit Stunden übermüdete Menschen mit kleinen Kindern auf dem Sozialamt hocken und nicht in ihre Unterkunft gebracht werden können, weil schlichtweg dafür niemand in der Behörde Zeit hat.
    Aber was weiss ich schon- ich bin ja nur ehrenamtlich unterwegs und die Beamten wissen es ja schliesslich besser, wie dieser Job zu erledigen ist und um 17:00 Uhr ist dann eh Feierabend…

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  2. Querdenkmaler schreibt:

    „17:00 Uhr ist dann eh Feierabend…“
    So spät? Schön wär’s …

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